Das Taiji Quan ist eine innere Kampfkunst. Das „Quan“, mithin die Kampfkunst, wird durch die körperliche Bewegung zum Ausdruck gebracht. Die „innere Kampfkunst“ zielt auf die geistige Einstellung ab, die über den Erfolg der Übungen entscheidet.

Es gibt im Taiji Quan verschiedene Stufen der Anforderungen an die Geisteshaltung. Für den Anfänger bedeutet Geistestechnik sich mental entspannen zu lernen, Ruhe zu bewahren, seine Konzentration zu sammeln und dieses bei natürlicher Atmung. Anfänger müssen in erster Linie lernen, ihre Bewegungen zu koordinieren und sich die Reihenfolge der Bewegungen zu merken. Wenn die Körpertechnik ausgereift ist, sollte der Geist gezielt geschult werden.

Man lernt „das Qi bewusst zu lenken, so dass es in den Körperorganen ungehindert fließen kann“. Beispielsweise sollte während der Übung das Qi auf das Dantian (das Qi-Zentrum) gelenkt werden, damit es von dort aus über den Rücken, Hüfte und die Gliedmaßen in den ganzen Körper fließt. Mit dem Strömen des Qi wird der Blutfluss in allen Körperteilen erhöht, was sich bereits förderlich auf die Gesundheit des Übenden auswirkt.

Eine weitere gesundheitsfördernde Wirkung des Taiji Quan liegt im Üben der Kampftechnik. Es geht hier im Kern um das Training der inneren Spannkraft. Das lässt sich am Beispiel der Bewegung „den Spatzenschwanz fangen“ veranschaulichen. Beim „Zurückgleiten (Lü)“ muss man sich vorstellen, den Gegner zu sich zu ziehen; beim „Pressdrücken (An)“ muss man sich vorstellen, die gegnerische Kraft zu lösen um selbst anzugreifen. So kann das Qi stets an die entsprechende Körperstelle gelangen und lässt sich, auch bei Partnerübungen auf den Umgang mit einem Partner anwenden. Hierbei muss sich der Geist konzentrieren während sich der Körper entspannt, was sich wiederum förderlich auf die Koordinationsfähigkeit des Körpers auswirkt.

Ein weiterer Aspekt der Geistesschulung ist die „Bewusste Blickführung“. Grundsätzlich richtet sich der Blick um eine Idee früher in die Richtung, in die (sich) eine nachfolgende Körperbewegung geht (vollzieht). Man sollte zudem stets die Umgebung beobachten, z. B. dafür sorgen, jede Bewegung des Gegners im Blickfeld zu haben, um jederzeit darauf reagieren zu können. Aus medizinischer Sicht wirkt sich die bewusste Blickführung positiv auf die Sehfähigkeit aus. Aus ästhetischer Sicht kommt die bewusste Blickführung der Stattlichkeit und dem Ausdruck des Taiji Übenden zugute.

Schließlich gibt es noch die „bewusste Atemführung“. Die Atemtechnik ist ein wichtiger Bestandteil des Taiji Quan (siehe Beitrag zur „Die Atemtechnik“). Die Bewegung und die Atmung sollten bewusst im Einklang gebracht werden. Die Atmung passt sich stets dem Tempo und dem Rhythmus der Bewegung an. Manche Bewegungen erfordern eine mehrmalige, hintereinander ausgeführte Einatmung (Ausatmung), andere eine kurze (lange) Einatmung (Ausatmung).

Die Geistesschulung in Taiji Quan bewirkt eine Verschmelzung des Körpers und des Geistes. Zudem fördert sie den Qi- und Blutfluss und bringt die Taiji Technik des Übenden insgesamt auf eine höhere Ebene.